PRESSEMITTEILUNG 15/2023
Erftverband informiert über aktuellen Stand der Bauarbeiten im südlichen Verbandsgebiet
Bergheim, 16. Juni 2023
Im Jahr 1984 erbaut, dient das Hochwasserrückhaltebecken Horchheim dem Schutz der Ortschaften Weilerswist und Erftstadt vor Hochwasser. Bis zu 1.376.000 Kubikmeter Wasser kann hier gespeichert werden. Während des Hochwassers im Juli 2021 wurde der Damm in der Nacht vom 14. auf den 15. überströmt. Das Hochwasser hat das Hochwasserrückhaltebecken samt den dazugehörigen Anlagenteilen wie zum Beispiel die Pegel beschädigt. Die Steuerwarte wurde geflutet. Das Becken wurde daraufhin außer Betrieb gesetzt.
Kurz nach der Flut wurde der Damm im Bereich der offensichtlichen Erosionsschäden mit Hilfe von Wasserbausteinen provisorisch gestützt. Die anschließenden Standsicherheitsuntersuchungen zeigten, dass der restliche Teil des Dammes die Überströmung schadlos überstanden hat. Damit bei zukünftigen Extremereignissen Beschädigungen im Bereich des Durchlassbauwerks ausgeschlossen werden können, wird hinter dem Damm nun ein deutlich größeres Tosbecken errichtet.
Die dafür notwendigen Nachweise und Gutachten mussten vor Vergabe der Bauarbeiten mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt werden. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, wurden die Arbeiten zur Instandsetzung des Dammes in zwei Bauabschnitte unterteilt: (1) Bau eines provisorischen Tosbeckens mittels Spundwänden und (2) Fertigstellung des Tosbeckens (Betonsohle) sowie Wiederherstellung des Dammes, des Pegels und der Wege.
Die Spundwandarbeiten wurden im November letzten Jahres abgeschlossen. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts können nun zirka zwei Drittel des regulären Beckenvolumens wieder für den Hochwasserrückhalt genutzt werden. Die für die Steuerung der Dammverschlüsse notwendigen Hydraulikzylinder wurden im letzten Sommer 2022 repariert und wieder eingebaut.
Die elektronische Instandsetzung der Steuerwarte erfolgt unabhängig davon ab August dieses Jahres. Schwierigkeiten und Verzögerungen bereitet fortwährend die teilweise sehr schlechte Verfügbarkeit von elektronischen Bauteilen. Der provisorische Notbetrieb bleibt auch während der Bauarbeiten möglich. Für Samstag, den 26. August ist ein Tag der offenen Baustelle geplant. Informationen zu Ablauf und Anmeldung gibt es in den kommenden Wochen auf der Seite des Erftverbandes sowie in den sozialen Medien des Wasserverbandes.
Bauarbeiten an der Erft im Südbezirk
„Insgesamt sind wir mit der ersten Wiederherstellung durch. Die Gewässerprofile wurden optisch wieder auf den „vorherigen“ Stand gebracht. Jetzt sind wir in der Phase des Nacharbeitens.“, erklärt Erftverbandsvorstand Dr. Bucher. Es komme noch immer zu starken Sedimentum- und ablagerungen in den Gewässern. In Abstimmung mit den Planungsingenieur*innen des Verbandes wird hier entschieden, ob Strukturen, die sich eigendynamisch entwickelt haben, bleiben können oder angepackt werden müssen.
„Unsere alleinigen Baustellen sind durch. Bei einigen verbleibenden müssen noch Abstimmungen mit Dritten erfolgen“, ergänzt Bucher. „Im Moment sprechen wir zum Beispiel mit der Deutschen Bahn über die Gewässerführung im Bereich von Brücken an der Erft zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel. Diese Strecke wird durch die Bahn zurzeit komplett erneuert. Zudem ersetzt der Landesbetrieb Straßen NRW momentan die Brücke B51/Erft in Euskirchen (Oberwasser Erftpark). Die Stadt Bad Münstereifel ist mit der Erftmauersanierung in der Kernstadt durch. Hier sind wir im Austausch über Treppen- und Brückensanierungen.
Der Orbach bzw. das Orbachtal hat sich durch das Hochwasser im Juli 2021 insbesondere im Bereich zwischen der Brücke Lappermühlenallee (Euskirchener Stadtgebiet) und den Sportanlagen in Odendorf (Gemeinde Swisttal) stark verändert. Dieser Abschnitt befindet sich innerhalb des Naturschutzgebietes Orbach/Jungbach/Steinbach und Sürstbach. Dort kam es zu Uferabbrüchen, Sedimentumlagerungen, Sohlaufhöhungen und somit letztendlich zu Talverbreiterungen und Veränderungen im Gewässerverlauf. Durch die Kraft des Wassers haben sich wertvolle Gewässerstrukturen entwickelt, die wichtig für ein gesundes Gewässerökosystem im Orbach sind. Weitestgehend kann die weitere eigendynamische Gewässerentwicklung in diesem Abschnitt zugelassen werden. Auch zwischen dem Fußballplatz und den Tennisplätzen am südlichen Ortseingang von Odendorf ist der Gewässerverlauf nun breiter als vor der Flut und der Orbach hat sich in die Geländetieflage verlagert, die nordöstlich an den Fußballplatz angrenzt. Diese Tieflage (der Talweg zum Fußballplatz) wird bei Abflüssen in der Größenordnung des bisherigen HQ10 (HQhäufig)* laut der 1D-hydraulischen Nachberechnung des Verbandes überschwemmt. Etwa ab der Hälfte der Tennisplätze fließt der Orbach optisch wieder in dem gleichen Gewässerbett wie vor dem Hochwasser im Juli 2021. Die Sportanlagen werden zukünftig von der Gemeinde aus dem hochwassergefährdeten Orbachtal heraus auf höher gelegene Flächen verlegt. Zurzeit werden sie nur vorübergehend von den Sportvereinen weiter genutzt.
Innerhalb der Ortslage Odendorf müssen die Ufermauern des Orbachs aufgrund von Schäden durch die Flutkatastrophe 2021 instandgesetzt/saniert werden. Nachdem die Standsicherheit der Ufermauern im Jahr vor der Flut bereits untersucht wurde, erfolgt in den kommenden Wochen eine erneute Bestandsaufnahme der Bausubstanz, um den Sanierungsumfang im Detail festzulegen. Je nach Ergebnis ergeben sich unterschiedliche Sanierungskonzepte. Welche hydraulische Leistungsfähigkeit der Abschnitt in Odendorf dabei haben muss, bleibt derzeit noch offen, da die Rückhaltemöglichkeiten an der Steinbachtalsperre und am Sürstbach zurzeit noch Gegenstand von laufenden Planungen sind.
* HQ = H für „Hochwasser“, Q für Abfluss-Kennzahl. Die Zahl dahinter gibt an, in wie vielen Jahren das Ereignis statistisch einmal vorkommt (Jährlichkeit). Das bedeutet ein HQ10 ist statistisch einmal in 10 Jahren zu erwarten und wird auch als 10-jährliches Ereignis bezeichnet.
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