Festakt Erftverlegung Neuss-Gnadental

10. August 2022 | Aktuelles, Gewaesserprojekte, Gnadental, Pressemitteilungen

PRESSEMITTEILUNG 26/2022

Erftverband weiht Renaturierungsmaßnahme mit NRW-Umweltminister Oliver Krischer ein


Bergheim/Neuss 10. August 2022

Mit der Renaturierung der Erft kurz vor der Mündung in den Rhein bei Neuss hat der Erftverband einen weiteren Abschnitt des Perspektivkonzepts Untere Erft umgesetzt. Das Konzept beinhaltet die naturnahe Umgestaltung des 40 Kilometer langen Abschnitts der Erft von Bergheim bis Neuss in 23 Abschnitten. Hierdurch wird die Erft auf die reduzierte Wasserführung (rund ein Viertel der heutigen Menge) mit dem Auslaufen der Braunkohlengewinnung im Tagebau Hambach angepasst.

Am 10. August haben NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Bürgermeister Reiner Breuer (Stadt Neuss), Verbandsratsvorsitzender Dr. Hans-Peter Schick und Vorstand Dr. Bernd Bucher den neuen Erft-Abschnitt mit einem Festakt eingeweiht. Zentrales Thema der Festreden war u. a. die erforderliche Beschleunigung der langwierigen Genehmigungsverfahren für Gewässerausbaumaßnahmen. Aufgrund des vorgezogenen Endes für den Tagebau Hambach im Jahr 2030 ergibt sich die Notwendigkeit, die Maßnahmen des Perspektivkonzepts um 15 Jahre als unverzichtbaren Beitrag zu einem erfolgreichen Strukturwandel zu beschleunigen. Mit den bisherigen Randbedingungen für die Genehmigungsverfahren ist diese Aufgabe nicht zu schaffen. Hier ist das Land gefordert, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Maßnahmen deutlich schneller umgesetzt werden können.

Im Zuge der Renaturierung wurden reliktär vorhandene Erft-Schleifen angebunden. Dadurch schlängelt sich die Erft heute wieder in einem naturnahen Flussbett durch ihre Aue, anstatt das Wasser nur auf direktem Weg zum Rhein abzuleiten. In diesem Abschnitt hat sich die Lauflänge der Erft um rund 1.200 m vergrößert – und somit verdreifacht. Das neue Flussbett ist nicht befestigt, es darf und soll sich nach Hochwasserereignissen auch verlagern, Kiesbänke und andere für ein natürliches Gewässer typische Strukturen ausbilden und somit wieder Lebensraum für die verschiedenen Flussbewohner bieten. Der Erft wurde der Platz gegeben, den sie natürlicherweise bei Hochwasser auch benötigt. Am Ende der Renaturierungsstrecke wurde ein sogenannter Beckenfischpass gebaut, um den in der Erft natürlicherweise vorkommenden Wanderfischen wie dem Aal die Überwindung des unnatürlich hohen Gefälles zwischen der renaturierten Erft und dem tief eingeschnittenen Rhein zu ermöglichen.

Bereits jetzt, wenige Monate nach der Flutung des neuen Flusslaufs haben sich verschiedenste kleinräumige Strukturen herausgebildet. Durch Uferabbrüche sind Steilufer entstanden, die Höhlenbrütern wie dem Eisvogel Lebensraum bieten können. Im Gewässer selbst entsteht eine vielfältige Abfolge von Kies- und Sandbänken und tiefen Kolken. Die gewünschte eigendynamische Entwicklung ist bereits in Gang gekommen. In den Flachwasserbereichen sind viele Jungfische zu beobachten, die in der neuen Erft ein passendes Zuhause finden. Als letzte Maßnahme steht die Gestaltung der umgebenden Auenflächen durch die Einsaat artenreicher Wiesen und die Pflanzung von Gehölzen an. Aufgrund der großen Trockenheit erfolgen diese Arbeiten erst im Herbst. Einige Abschnitte bleiben auch der natürlichen Sukzession überlassen.

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