Hochwasserkatastrophe Juli 2021
Die großflächigen Niederschläge am 14. Juli mit gemessenen Summen von 100 bis 170 mm in ca. 12 Stunden verursachten in der Nacht zum 15. Juli in Verbindung mit hoher Vorfeuchte der Böden extreme Abflüsse an der Erft und den Nebengewässern. Betroffen waren insbesondere die Hochwasserentstehungsgebiete an der Oberen Erft, dem Eschweilerbach, Rot- und Veybach, die Swist und das Einzugsgebiet der Steinbachtalsperre. Am Pegel Schönau oberhalb des HRB Eicherscheid stieg der Pegel in wenigen Stunden von 28 cm auf 209 cm und damit 80 cm über dem bisherigen Höchststand (Hochwasser 2007, Messreihe seit 1979) und 50 cm über dem bislang angenommenen Wasserstand für ein extremes Hochwasser. Abflusswerte deutlich über einem bislang angenommenen Extremhochwasser wurden fast im gesamten südlichen Erfteinzugsgebiet registriert (alle Swist- und Rotbachpegel, die Pegel an Vey-, Eschweilerbach und Oberen Neffelbach sowie die Erftpegel Hausweiler, Bliesheim und Gymnich). Demzufolge waren auch die Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid und Horchheim an der Erft sowie Niederberg am Rotbach überlastet. Teilweise wurde sogar die Dammkrone überströmt. Am Pegel Bliesheim (Aufzeichnungen seit 1965) unterhalb des Zusammenflusses von Erft und Swist lag der Pegelhöchststand bei 407 cm (15. Juli, 09:40), ca. 1,5 m über dem bisherigen Maximum. Trotz des Eindringens der Erft in den Kies-Tagebau bei Blessem waren die Zulaufmengen zum Kerpener Bruch unterhalb von Gymnich ebenfalls extrem. Das großflächig in die Aue ausgeuferte Wasser versickerte überwiegend und gelangte nur zu einem geringen Teil zurück in die Erft. Aus diesem Grund lag der Pegel Kerpen-Mödrath unterhalb des Ausuferungsbereichs während des gesamten Ereignisses nicht über einem Wasserstand von ca. 150 cm (ca. 23 m³/s), was in etwa einem 10-jährlichen Abfluss entspricht.
Abwasseranlagen des Erftverbandes zum Teil stark betroffen
Die sintflutartigen Niederschläge im Verbandsgebiet haben insbesondere auch die abwassertechnische Infrastruktur in den betroffenen Gebieten schwer geschädigt. Einige vom Erftverband betriebene Kanäle und Regenbecken sind in diesen Gebieten unterspült, zugehörige Einrichtungen zum Teil weggeschwemmt. Pumpwerke und einige Überleitungskanäle sind deshalb nur bedingt betriebsbereit. Der Verband arbeitet mit Hochdruck an der Wiederherstellung der Abwasserableitung in den von ihm betriebenen Anlagen, damit die Schmutzwasserableitung gesichert ist. Hierzu werden jetzt kurzfristig Kanalspülungen vorgenommen, damit Verstopfungen vermieden werden. Im Bereich der Abwasserreinigung sind von den 30 Kläranlagen im gesamten Verbandsgebiet auch 7 Kläranlagen im südlichen Bereich von Überflutungen betroffen. In den Kläranlagen Flerzheim, Rheinbach, Miel, Bad Münstereifel-Kirspenich und Weilerswist wurden überwiegend die Keller auf den Anlagen geflutet. Hier installierte Maschinentechnik muss ausgetauscht oder saniert werden. Über Provisorien konnten die mechanische Reinigung und überwiegend auch die biologische Reinigung in diesen Klärwerken bereits wieder in Betrieb genommen werden. In ganz erheblichem Maße sind die Kläranlagen Heimerzheim und Erftstadt-Köttingen betroffen, die vollständig überflutet wurden. Sowohl die Maschinentechnik als auch die Elektrotechnik sind vollständig zerstört. Auch hier arbeitet der Verband mit Hochdruck an der Wiederherstellung der biologischen Reinigung. In Erftstadt muss dies zunächst über einfache Provisorien erfolgen. Die Wiederherstellung der gesamten Maschinen- und Elektrotechnik wird Wochen und Monate andauern. Auch Gebäude und Becken sind dort zum Teil so stark geschädigt, dass auch über den Neubau einzelner Bauten nachgedacht wird.
Erft bei Erftstadt-Blessem
Am 22.07. und 23.07. wurde in der Erft an der Kiesgrube Blessem mit sogenannten BigBags ein provisorischer Damm errichtet. Er diente dazu, die Erft soweit anzustauen, dass mit leistungsfähigen Pumpen der Feuerwehr das unterhalb liegende trockene Erftbett wieder mit Wasser beschickt werden konnte. Zusätzlich bietet das Provisorium den notwendigen Schutz für den Bau des eigentlichen Erddamms. Der provisorische Damm konnte nur mit einem massiven Einsatz von Helikoptern der Bundeswehr und von Feuerwehreinsatzkräften aus dem gesamten Landesgebiet errichtet werden. Mit dem Bau des eigentlichen Erddamms wurde am Sonntag (25.07.2021) begonnen. Er wird den Durchbruch der Erft in den Kies-Tagebau endgültig verschließen. Der Damm wird eine Länge von 140 m, eine Höhe von 4 m bei einer Kronenbreite von 10 m aufweisen. Die Bauzeit beträgt ca. 3 bis 4 Wochen. Die Anlieferung des Materials erfolgt über die gesperrte Autobahn A1.
Versicherungsschutz für Hochwasserschäden
Das Hochwasserereignis vom 14./15. Juli hat auf den Kläranlagen des Erftverbandes erhebliche Schäden angerichtet. Viele dieser Schäden sind durch eine sogenannte Allgefahrenversicherung des Erftverbands abgedeckt. Die Versicherung hat die Schäden auf den Anlagen in Köttingen, Weilerswist, Rheinbach, Flerzheim und Heimerzheim bereits zusammen mit einem Sachverständigen in Augenschein genommen.
Umweltministerium genehmigt GmbH Gründung
Das Umweltministerium hat dem Erftverband und dem Wasserverband Eifel-Rur die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit beschränkter Haftung genehmigt. Zweck der Gesellschaft ist die Verbrennung des bei den Verbänden anfallenden Klärschlamms in einer Menge von rd. 38.000 t Trockensubstanz. Die KKR soll im August im Handelsregister eingetragen werden und sucht dann im Wege der europaweiten Ausschreibung einen Partner zum Bau und zum Betrieb einer Klärschlammverbrennungsanlage. Der Partner muss ein geeignetes Grundstück mitbringen und Erfahrung im Betrieb von Verbrennungsanlagen haben.
Umgestaltung der Erft in der Erftaue Euskirchen startet wie geplant
In Abstimmung mit der Stadt Euskirchen hat der Erftverband beschlossen, die Umgestaltung der Erft in der Erftaue Euskirchen wie geplant zu beginnen. Auch im Park hat das Hochwasser immense Schäden verursacht. Viele Wege und Brücken sind entweder völlig zerstört oder so stark beschädigt, dass sie nicht mehr benutzt werden können. Zur Sicherung der Infrastruktur sind umfangreiche Bauarbeiten erforderlich. Diese können im Rahmen der Erftumgestaltung im Projektgebiet mit durchgeführt werden. Hierdurch werden die städtischen Mitarbeiter entlastet und stehen für andere Aufräumarbeiten im Stadtgebiet zur Verfügung. Zudem wird der Park so insgesamt schneller wieder sicher nutzbar. Der Maßnahmenbeginn ist für den 02.08.2021 geplant.
Digitalisierung und Änderungen der Verbandsgesetze
Das Land NRW plant durch eine Vielzahl von Gesetzesänderungen die Kommunikation zwischen öffentlichen Stellen und Bürgern durch E-mail oder andere elektronische Kommunikationsformen zu fördern. Auch das Erftverbandsgesetz soll an mehreren Stellen geändert werden, indem neben der schriftlichen auch die elektronische Kommunikation ermöglicht wird. Der Erftverband begrüßt den Vorschlag.