Wehr I Schloss Gymnich
Die Kölner Bucht ist die wasserburgenreichste Gegend in ganz Europa. An der Erft gibt es eine Vielzahl dieser herrschaftlichen Anwesen, die seit frühester Zeit mit einem Burgteich und/oder einem Wassergraben umgeben sind. Dieser dient nicht nur Verteidigungszwecken, sondern auch der Standsicherheit. Die meisten Burgen wurden
auf Eichenpfählen errichtet. Sie besitzen eine hohe Tragfähigkeit, wenn sie ganz mit Wasser umgeben sind. Bei schwankenden Wasserständen beginnt bei solchen Pfahlgründungen durch die Berührung mit Sauerstoff die Zersetzung. Um den notwendigen Wasserspiegel um das Schloss zu erreichen und somit die Standfestigkeit zu gewährleisten, wurde Wasser mittels eines Wehres in der Kleinen Erft angestaut und Richtung Schloss Gymnich abgeleitet.
Wehr 2 Neuss-Selikum
In Neuss wird der frühere Einfluss von Napoleon Bonaparte im Rheinland noch sichtbar. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
sollte eine schiffbare Verbindung zwischen dem Rhein und der Maas hergestellt werden, die unter anderem für Nachschubzwecke im Kriegsfall dienen sollte. Die Idee für den Nordkanal war geboren. Die Verwirklichung dieser Idee endete aber schon kurz vor Mönchengladbach, im Bereich des heutigen Flughafens. Für die Wasserversorgung des Nordkanals sahen die Ingenieure Napoleons ein ausgeklügeltes System von Staueinrichtungen in der Erft verbunden mit einem Gerinne von der Erft zum Nordkanal, der Obererft, vor. Im Rahmen des Erftausbaus Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Stadtgebiet Neuss die Erft begradigt und somit vom Napoleonswehr in östliche Richtung abgerückt. Um den aufgestauten Wasserspiegel in der Erft und damit die Wasserversorgung für die Obererft beibehalten zu können, musste
in Selikum ein weiteres Wehr gebaut werden. Dieses wurde in den Neunzigern in der Bauweise eines Schlauchwehres ertüchtigt. Dabei wird ein Gummischlauch mit Luft oder Wasser so befüllt, dass sich dieser aufbläht und das Wasser wie bei
einem herkömmlichen Wehr anstaut. Aufgrund des heutigen sensibleren Umgangs mit ökologischen Fragen wurde neben das Wehr ein Fischaufstieg in Form eines naturnahen Beckenpasses gebaut. Damit wird die Möglichkeit der Auf und Abwärtswanderung der Fische und der kleinen sohlenbewohnenden Larven von der Mündung in Richtung Quelle sicher
gestellt.