Beschleunigung
des Erftumbaus um 15 Jahre
Die Herausforderung
Das ursprüngliche Perspektivkonzept Erft war darauf ausgelegt, die Erft bis in das Jahr 2045 zwischen Bergheim-Kenten und der Mündung in den Rhein in Neuss so umzubauen, dass sie sich naturnah mit der im Mittel- und Niedrigwasser deutlich geringeren Abflussleistung entwickeln kann. Mit dem vorgezogenen Braunkohleausstieg musste auch die Projektstruktur und die Priorisierung der Umbauabschnitte so angepasst werden, dass der wasserwirtschaftliche Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels bis 2030 abgeschlossen ist.
Projektbeschreibung
Das Land NRW, die RWE Power AG und der Erftverband agieren als Projektpartner für den gesamten Umbau der unteren Erft, wobei der Erftverband die Projektleitung inne hat. Der gesamte Erftumbau ist unterteilt in einzelne Abschnitte, die jeweils mit unterschiedlichem, technischen Fokus bearbeitet werden.
Mit dem vorgezogenen Braunkohleausstieg um 15 Jahre geht auch die Notwendigkeit zur Beschleunigung des Erftumbaus einher. Es ist jedoch völlig klar, dass die Umsetzung der ehemals 23 im Perspektivkonzept Erft benannten Einzelabschnitte bis 2030 fertiggestellt sein können. Daher musste die Priorisierung der Maßnahmenumsetzung überdacht und angepasst werden. Bei der Priorisierung spielen vor allem die Themen Rückstaueinfluss, Strukturwandel und Umsetzbarkeit eine große Rolle.
Die von Rückstau beeinflussten Gewässerstrecken spielen insbesondere im Raum Grevenbroich eine große Rolle, in dem die Erft auf über 15 km Fließlänge staugeregelt ist. Diese haben gravierende Auswirkungen auf die Gewässergüte und den ökologischen Zustand des Gewässers. So sind eine Erhöhung der Wassertemperatur und Eutrophierungserscheinungen zu erwarten. Hieraus resultieren sekundäre organische Belastungen (übermäßige Entwicklung des Phytoplanktons) und Sauerstoffdefizite, die insbesondere das Makrozoobenthos und die Fischfauna beeinträchtigen. Gewässertyp unspezifische Stillwasserarten, darunter auch Stechmücken, werden gefördert. Während der warmen Jahreszeit können Fischsterben und von den gestauten Abschnitten durch anaerobe Prozesse ausgehende Geruchsbelästigungen auftreten.
Des Weiteren ist eine funktionierende Wasserwirtschaft die Grundlage zum Gelingen des Strukturwandels. Hierbei hat das Gewässer mehrere Funktionen. Dabei sind insbesondere die raumprägenden und charakterstiftenden Eigenschaften der Erft hervorzuheben, die im Kontext städtebaulicher Projekte eingebunden werden um den Freizeitwert, das Naturerlebnis und auch das Heimatbild zu gestalten und zu prägen. Des Weiteren stellt die Funktionalität der Erft eine entscheidende Randbedingung planerischer Gestaltungsmöglichkeiten in der städtebaulichen Entwicklung dar. Nur ein vitales und resilientes Gewässer kann Belastungen aus der Siedlungswasserwirtschaft auffangen und somit städtebauliche Entwicklungen zulassen.
Abschließend stellt die grundsätzliche Umsetzbarkeit der Maßnahmen, u.a. in Bezug auf die Flächenverfügbarkeit, in Anbetracht der notwendigen Beschleunigung durch den vorgezogenen Braunkohleausstieg einen entscheidenden Faktor in der Wahl der zu priorisierenden Abschnitte dar.